„ Wo um Himmels Willen liegt Oeding?“

„ Wo um Himmels Willen liegt Oeding?“ wird häufig gefragt. Beginnt man mit Erklärungen und Wegbeschreibungen, stellt der Fragende oft fest, schon durch diesen Ort hindurch gefahren zu sein – auf der Fahrt nach Winterswijk, ins benachbarte Holland. Oeding liegt zwischen Borken und Ahaus, unmittelbar an der deutsch-niederländischen Grenze und gehört kommunal zu Südlohn. Die Evangelische Kirchengemeinde Oeding umfasst neben Südlohn und Oeding auch die Orte Burlo mit der Bauernschaft Borkenwirthe und Weseke, die zur Stadt Borken gehören. Der Gemeindename „Oeding“ bedeutet keine Vorrangstellung dieses Ortes, sondern hat historische Wurzeln, die unmittelbar mit der Grenzlage zusammenhängen.

Geschichte – Als am 2. September 1822 der Gemener Pfarrer Friedrich Ueberweg nach Oeding zur kranken Frau Hermsen kam, erwartete ihn eine Überraschung. Er fand „die Krankenstube fast ganz gefüllt von Protestanten, welche das Verlangen dahingeführt hatte, einen christlichen Lehrer reden und beten zu hören.“ Mit diesen Worten aus dem Protokollbuch beginnt die Geschichte unserer Kirchengemeinde. Bereits am 16. April 1822 hatte Ueberweg in Oeding die Frau des Barons von Mulert kennen gelernt, die ihm schon damals vorschlug, öfter nach Oeding zu kommen, „um daselbst eine Art von Gottesverehrung zu halten, denn die armen Protestanten seyen dort sehr verlassen.“ Einige von ihnen stammten aus dem benachbarten Holland, andere waren als Zöllner ins Westmünsterland gekommen. Nachdem Westfalen 1815 an Preußen gefallen war, wurden im katholischen Westmünsterland evangelisch Beamte zur Vermeidung möglicher Vetternwirtschaft eingesetzt. Die im Haus Hermsen Versammelten traten an Ueberweg mit den Worten heran: „Wir sind auch evangelische Christen und bitten, als solche betreut zu werden.“  Und Ueberweg wurde tätig. Unterstützt durch den Baron Johann Carl Friedrich von Mulert und den in Münster zuständigen Oberkonsistorialrat Natorp, gelang es, 1823 die Kirchengemeinde Oeding zu gründen und bereits 1825 das Kirchengebäude in Oeding einzuweihen. Schon im Dezember 1824 hatte die Gemeinde einen eigenen Friedhof eingeweiht, auf dem bis 1936 beerdigt wurde. Bereits 1920 wurde ein neuer, heute noch bestehender Friedhof angelegt. Bis 1968 unterhielt die Gemeinde auch eine Schule, die 1831 gegründet worden war. Nach dem 2. Weltkrieg kamen viele Protestanten ins Münsterland. Auch Weseke (1960) und Burlo (1963) erhielten nun Kirchengebäude. In Burlo befanden sich neben der Kirche ein Gemeindehaus mit Gruppenräumen, einer ökumenisch geführten Bücherei und zwei vermieteten Wohnungen. Ab 2000 war auch das Bürgerbüro der Stadt Borken dort untergebracht. Dieses Gebäude wurde 2011 abgerissen. In Südlohn fand seit etlichen Jahren der Gottesdienst in einem eigens für die Gemeinde eingerichteten Raum in der St. Vitus-Grundschule statt. Seit 2008 findet der Gottesdienst in der Kapelle des Henricus-Stifts statt. Bis 1963 blieben die Kirchengemeinden Oeding und Gemen pfarramtlich verbunden. Als erster Pfarrer der Kirchengemeinde Oeding wurde Wilhelm Meyer am 24. März 1963 in sein Amt eingeführt. 1971 wurde neben der Kirche in Oeding das Pfarrhaus errichtet, in dem sich auch ein Gemeinderaum und das Pfarrbüro befinden. Seit 1990 ist eine Gemeindesekretärin angestellt.

Text  von Frank Reese und Hildegard Schlechter

 

 

Johannes-Kirche