„Denn alles Fleisch, es ist wie Gras
und alle Herrlichkeit des Menschen
wie des Grases Blumen.
Das Gras ist verdorret
und die Blume abgefallen.“
*10. Mai 1842 + 1. April 1859
Henriette Louise Buddenberg
So ist zu lesen auf der ältesten Grabplatte auf diesem Friedhof, die 1859 nach der Bestattung des erst fast17jährigen Mädchens als Denkmal erstellt wurde. Dieses Begräbnis war auch die erste Bestattung auf diesem Friedhof – wohl ein Schicksalsschlag für die Familie und die ganze Gemeinde. Ausgerechnet diese Platte ist bis heute erhalten geblieben und ist der einzige Zeitzeuge aus der Anfangszeit des Friedhofs.
Nach der Säkularisierung 1803 und nach der Vereinigung des Münsterlandes mit Preußen wuchs kontinuierlich die Zahl der evangelischen Christen in unserer Region. Im Jahr 1846, zählte man etwa 100 Gemeindemitglieder.
Die Anfänge waren bescheiden und einfach. Der erste evangelische Gottesdienst der neu gegründeten Kirchengemeinde Ahaus-Vreden wurde damals in Vreden in einer Wohnung gefeiert. Von Anfang an hatte man jedoch den starken Wunsch nach einem eigenen Kirchengebäude und auch nach einem eigenen Friedhof. Noch bevor man 1860 voller Stolz das neoromanische Gotteshaus einweihen konnte, hatte man bereits1858 diesen Friedhof einrichten können. Im Jahre 1857/1858 konnte die Evangelische Kirchengemeinde den Acker erwerben und zum „Kirchhof-Acker“ herrichten.
Der Friedhof der Evangelischen Gemeinde unterscheidet sich auch ein wenig vom katholischen Begräbnisplatz. Der Unterschied zeigt sich nicht nur in den Familiennamen, sondern auch in der Tatsache, dass z.B. manchmal zusätzliche Angaben auf den Grabsteinen zu finden sind. Wenn die Berufe der Verstorbenen genannt wurden, sind sie ein Hinweis auf eine starke Identifikation mit der Tätigkeit und das Streben nach Anerkennung in der Gesellschaft vor Ort über den Tod hinaus.
Angaben wie „Fern der Heimat“ erinnern an den schmerzlichen Verlust des eigentlichen Zuhauses in den deutschen Ostgebieten, die nach Vertreibung und Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg meist nie wieder gesehen wurde.
Von unendlicher Trauer zeugen auch die Grabsteine mit Hinweisen auf die Söhne, Ehemänner und Väter, die als Soldat im Zweiten Weltkrieg gefallen waren und deren Grab im Felde häufig unbekannt blieb.
Mit der Einweihung des städtischen Friedhofs an der Zwillbrocker Straße im Jahr 1970 fanden auf dem Evangelischen Friedhofs kaum noch Bestattungen statt. Nur noch in vereinzelten Familiengruften konnten einige Tote ihre letzte Ruhe auch später noch hier finden. Im Jahr 1987 ging dann das Friedhofsgelände in das Eigentum der Stadt Vreden über.
Inzwischen wurde der ehemalige evangelische Friedhof - wie auch der alte katholische Friedhof in der Innenstadt - von der Stadt Vreden zum Bürgerpark umgestaltet. Die evangelische Kirchengemeinde hat aus diesem Anlass ein Kreuz gestiftet, das der Stadtlohner Künstler Norbert Then als Osterkreuz gestaltet hat, um die Entwicklung des Trauerortes zum Lebensort (Ruheoase im Alltag) zu unterstreichen. Mit zum Konzept dieses Osterkreuzes gehört, dass die Gemeinde einmal im Jahr in der Osterzeit am Osterkreuz auf dem ehem. Ev. Friedhof eine Andacht feiert und möglichst nicht nur öffentlich zur Teilnahme einlädt, sondern auch gezielt Menschen von außerhalb der Kirchengemeinde zur Mitwirkung an der Andacht anspricht.
Quelle: Aus der Rede von Guido Leeck ,erster Vorsitzenden des Heimat- und Altertumsverein der Vredener Lande e.V., anlässlich der Übergabe des neuen Friedhofkreuzes 2013