In Oeding, Heckenweg, besitzt die evangelische Kirchengemeinde einen eigenen Friedhof.
Die Begräbnisplätze
Schon bei den ersten Verhandlungen zur Errichtung einer ev. Gemeinde Oeding besteht der landrätliche Komissar Mersmann darauf, daß „für einen anständigen Begräbnisplatz zu sorgen sei“. An und für sich seien auch weiterhin Beerdigungen auf dem Friedhof in Südlohn möglich, sie müßten aber nur im neuen Totenregister der ev. Gemeinde eingetragen werden und könnten „ihrem Ritus“ vorgenommen werden. Die Stohlgebühren (auch Taxa Stola oder Pfarrgebühr; Vergütungen für Kasualien) an den kath. Pfarrer fielen dann weg.
In Oeding bestand zu der Zeit gar kein eigener Friedhof, alle Bewohner waren in Südlohn eingepfarrt und wurden auch dort beerdigt.
Ihr Wunsch nach einem eigenen Begräbnisplatz fand kein Entgegenkommen bei dem Pfarrer in Südlohn. Er könne nicht wegen jeder Beerdigung nach Oeding kommen.
So begannen sich die evangelischen, die aktiv an der Gründung der Gemeinde beteiligt waren, um einen Begräbnisplatz zu bemühen. Sie erhielten mindestens drei Angebote, aber alle Grundstücke erwiesen sich in irgendeiner Weise als ungeeignet. Die Regierung forderte, „daß nach der neuesten Verordnung der Einrichtung verfahren werde“.
Man wendet sich an Herrn von Mulert. Wie schon erwähnt, will er die Bestrebungen der Dorfbewohner, einen gemeinsamen Friedhof in Oeding zu haben, wie ja auch früher die Protestanten, die hier lebten und starben, auf den katholischen Friedhöfen beerdigt wurden, dadurch unterstützen, daß er 1 Scheffel (2/3 Morgen) und 50 Quadratruten (etwa 700 m2) Land schenken will. Man begnügte sich mit 50 Ruten und verfaßt nach Aufforderung der Behörden eine förmliche Schenkungsurkunde:
„Der Unterschriebene schenkt an der neuen gestifteten evangelischen Gemeinde zu Oeding ein Stück Gartenland, groß ungefähr 50 qu.Ruten, gelegen am Wege von Hyinks Brücke nach der Kleystege, am sogenannten Timpen bey Oeding, Gemeinde Südlohn, Canton Stadtlohn, Kreis Ahaus im Regierungsbezirk Münster, zu einem Kirchhofe für genannte Gemeinde evangelischer Christen.Nymwegen im Königreich der Niederlande den 15ten December 1800 Drey und zwanzig“.
gez.: J.C Frhr. von Mulert, Erbherr von Oeding
Die Regierung genehmigt den Friedhof am 21.10.1823, nachdem dies schon vom Königlichen Konsistorium in Münster am 21.10.1823 geschehen war. Er wird am 18.1.1824 ins Grundbuch durch den Bürgermeister von Stadtlohn, nachdem dieser das Original der Urkunde erhalten hat, eingetragen. Die außerhalb von Oeding wohnenden Gemeindeglieder sollen selbstverständlich das Recht haben, ihre Toten hier zu begraben, aber man nimmt an, daß sie es vorziehen werden, sie an ihrem Wohnort auf dem katholischen Friedhof nach evangelischem Ritus zu bestatten.
Der Begräbnisplatz wird i.A. des Landrates geebnet und umzäunt ( v. Mulert hatte dazu „Glettinge“ empfohlen, die Bauern aus Nichtern leicht liefern könnten). In der Mitte des Platzes befindet sich ein mit Pappeln bestandener Hügel. Er spricht aus, daß „dieser Gutsbesitzer sich sehr wohltätig und freigebig für die Gemeinde“ gezeigt habe. Der Platz liege 5 Minuten vom Flecken Oeding entfernt.
Das Presbyterium beschließt, daß der Gottesacker am 26.12.1823 eingeweiht werden möchte, „de, Jahrestag der ersten Gottesverehrung zu Oeding“ (dem 1. Gottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag 1822 im „Bethaus“, dem früheren Ökomoniegebäude, an dessen Stelle und aus dessen Steinen 1825 die Kirche erbaut und wieder am Jahrestag ihrer Gründung am 11. August eingeweiht wurde).
„Es waren eine Menge Menschen daselbst versammelt. Das Lied „Jesus meine Zuversicht“ wurde gesungen. Der Pfarrer Ueberweg hielt eine Rede über die Worte 1.Mose 3,19.: Du bist Erde und sollst zu Erde werden. Er deutete darauf hin, der Gottesacker sei zwar eine Stätte der Trauer, aber auch der Hoffnung, denn es sei ein Acker Gottes, wo gesät werde verweslich, aber auferstehen werde unverweslich. Gebet und Segen beschlossen diese ernste Feier.“
Es wurde bestimmt, daß die Grabstellen solange Eigentum der Gemeinde blieben, bis ein Denkmal darauf aufgestellt wurde. Dann mußte die Grabstelle käuflich erworben werden.
Nach Untersuchung durch die Presbyter, ob die alte Pforte noch brauchbar sei, soll evtl. ein neues Tor gefertigt werden (1862). Der Pfarrer läßt, ohne das Presbyterium zu fragen, mit goldenen Buchstaben einen Bibelspruch aufmehlen, was nachträglich genehmigt wird. Den Entwurf macht der Mühlenbaumeister.
Der Platz erwies sich in der Folge als ungeeignet, obgleich die Toten der Gemeinde teilweise noch bis 1934 auf den Begräbnisplätzen der alten Familien beigesetzt wurden, begann man schon 1873 den Gedanken zu beraten, einen neuen Kirchhof einzurichten. Das Gelände war doch in der Nähe der Schlinge zu feucht, so daß in vielen Fällen sich Wasser in der Grube sammelte, in das der Sarg dann hinabgelassen werden mußte.
Einen besonderen Wert legte der Krämer Heinrich Seibel darauf, mit seinen Angehörigen auf dem Alten Kirchhof begraben zu werden. Er kaufte drei Grabstellen für je 24,- M im Jahre 1908. 1914 erklärt er sich bereit von seinem Ackerland ein Gelände zu verkaufen, aber nur zur immerwährenden Nutzung als Begräbnisplatz. Seine Grabstellen auf dem alten Friedhof soll auf jeden Fall erhalten bleiben.
Auf der Sitzung des Presbyteriums am 29.5.1914 wird u.a. festgelegt:
„§1- Die ev. Kirchengemeinde Oeding kauft von dem Krämer , Hrn. Heinr. Joh. Seibel das demselben gehörige Grundstück auf dem Engeler Flur 19 Nr. 741/339 der Steuergemeinde Südlohn groß 17 a 39 qm (Grundbuch Südlohn Bd. 22 Bl. Nr. 4) zum Preise v. 375 mK.“
Die Kreissynode Münster stellt 1915 fest:
„In Oeding ist die Gemeinde durch das sehr opferwillige Entgegenkommen des ältesten Gliedes derselben, Herrn Seibel, zu überaus billigem Preise in den Besitz eines Grundstücks gekommen, das sich für den neuen Friedhof trefflich eignet. Herr Seibel hat sich nur den Preis dafür zahlen lassen, den er selbst im Jahre 1872 für dasselbe entrichtet hat. Die Gemeinde ist ihm zu großen Dank verpflichtet.“
Mit der Bestattung des Zollaufsehers Graumann, die bald darauf wieder exhumiert und nach Schwerte überführt worden ist, wurde 2.3.1920 der neue Friedhof mit einer schlichten Einweihungsfeier in Gebrauch genommen. Die erste dort verbliebene Leiche war die der Witwe von Georg Heinrich Radefeld, gest. am 9.12.1920.
Auf dem alten Friedhof wurde als letzte Fräulein Henriette Seibel, langjährige Handarbeitslehrerin in Oeding am 21.9.1936 im Seibelschem Familiengrab zur letzten Ruhe bestattet.
Am 22.11.1969 beschließt das Presbyterium zur Finanzierung des geplanten Pfarrhauses in Oeding, nachdem dort der on Anfang an und durch die Jahre immer heftiger vorgetragenen Wunsch nach einem eigenen Pfarrer für Oeding im Jahre (?) durch die Berufung von Pfr. Wilhelm Meyer erfüllt worden war, den Friedhof, der inzwischen nicht mehr ordnungsgemäß gepflegt worden war, zu verkaufen. Der Beschluß wird formgerecht am 24.11.1972 erneuert und die Beschlüsse werden am 31.1.1974 vom Landeskirchenamt der Ev. Kirche von Westfalen in Bielefeld, sowie vom Herrn Regierungspräsidenten in Münster am 24.1.1974 genehmigt, der alte, inzwischen mit hohen alten Trauereschen und Lebensbäumen bestandene, aber sonst verwilderte Friedhof außer Dienst gestellt und entwidmet. Über die endgültige Verwendung des Grundstücks ist noch nicht entschieden, da inzwischen der Pfarrhausbau mit anderen Mitteln finanziert werden mußte.
Auf dem „neuen“ Friedhof liegen etwa 100 Tote begraben, darunter auch russische und deutsche Opfer des Krieges.
In Jahre 1965 wurde das Gelände im Zuge einer Grundstücksumlegung vorteilhaft verändert, da es bis dahin sehr lang und schmal war. Eine Erweiterung der Flächen für neue Grabstellen wurde notwendig. Nach Erlaß einer gesetzlich vorgeschriebenen Gebührenordnung, die kirchen- und staatsaufsichtlich genehmigt worden ist (1974) werden wieder , wie nach einem Presbyteriumsbeschluß vom 5.5.1921 Gebühren für die Grabstellen erhoben, was inzwischen in Vergessenheit geraten und unterlassen worden war.
Randbemerkung der Originalschrift: Neue Gebühr 1940
- In der Inflationszeit wurde die Gebühr f. eine Grabstelle auf 1.000 M erhöht!
Der Rat der Gemeinde Südlohn hat 1975 der Kirchengemeinde dankenswerter Weise eine Beihilfe gewährt, so daß eine Neugestaltung in Aussicht genommen werden könnte. Die außerhalb der Hecke liegende Fläche wurde 1925 dem Küster zur Nutzung überlassen. Sie bedeutet für ihn jedoch unter den heutigen Verhältnissen eine Belastung.
Die Friedhöfe wurden bis 1973 über 40 Jahre von Herrn Leukenhuis für ein sehr geringes Entgelt betreut, dem die Pflege des alten Friedhofes in den letzten Jahren nicht mehr möglich war, der aber den neuen stets in vorbildlich sauberem und ordentlichen Zustand erhalten und so an den Kirchmeister Wilhelm Lichtendahl, dessen Vater dies Amt schon vor 75 Jahren angenommen hat und daneben noch dankenswerter Weise die Betreuung übernommen hat, übergeben hat (Anmerkung d. Überarbeiters)
Totengräber ist Herr Josef Schücker. Die Friedhofskasse führt Herr Rendant Konrektor Günter Grunwald.
Wie anfangs vorausgesehen, wollten die meisten Gemeindeglieder außerhalb von Oeding ihre Toten an ihren Wohnort begraben. So sind es nur wenige, die hier aus den anderen Orten der Kirchengemeinde ruhen.
Als die Gemeinde durch den Zustrom der Ostdeutschen und mancher Rentner aus dem Ruhrgebiet sich zahlenmässig fast verzehnfachte, wurde die Frage besonders akut. In Weseke und Südlohn richtete man auf den dortigen Friedhöfen besondere Quartale für die ev. Gemeinde ein, in Burlo war das wegen des kleinen Klosterfriedhofs trotz Entgegenkommen und guten Willens des Rektors und Pfarrers Pater Gerhard Braun nicht möglich. Die Toten mußten allgemein aus dem Gebiet Borkenwirthe-Burlo in Borken beerdigt werden. Nur in Ausnahmefällen konnten noch einige Plätze auf dem Klosterfriedhof kostenlos in Anspruch genommen werden. Inzwischen fand die Eingemeindung von Burlo-Borkenwirthe in die Stadt Borken statt und diese hat eine großzügige Anlage (Friedhof) geschaffen, die allen Teilen nach langen Verhandlungen und Beschwernissen gerecht wird. Von den Toten unserer Gemeinde aber wollen wir sagen „Selig sind die Toten, die in dem Herren sterben von nun an. Ja, der einst spricht, dasß sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Offbg. 14,13.
Nachzutragen bleibt, daß im Zuge der Selbstständigwerdung der kath. Kirchengemeinde Oeding (1911) diese auch einen eigenen Friedhof erheilet, der unter Herrn Dechant Große-Kleimann eine Neuordnung erfuhr und auf den in den 60er Jahren eine stilvolle Kapelle errichtet wurde, von der aus die Bestattungen in würdiger Form vorgenommen werden können. Die Mittel für den Bau wurden durch eine gemeinsame Sammlung bei der ganzen Bevölkerung durchgeführt, bei der sich unser Gemeindeglied Herr Pape große Verdienste erwarb. Als kranker und gebrochener Mann mußte er, nach dem Heimgang seiner in der Gemeinde sehr aktiven Ehefrau Friederike, zu seinen Kindern nach Göttingen ziehen.
Quelle: Festschrift zur 150-Jahrfeier der Evangelischen Kirchengemeinde Oeding 1975N
Nachtrag:
Der evangelische Friedhof in Oeding wurde zum 31.12.2021 geschlossen, da auf Grund fehlender Bestattungen der finanzielle Unterhalt des Friedhofs nicht mehr nach den Vorschriften der EKvW möglich war. Die gesetzliche Ruhezeit von 30 Jahren wird gewährleistet.